Cafe Atelier Inh. Desponia Samara
➤ Tübinger Straße 14, 71083 Herrenberg, Deutschland, Germany
Kaffee Und Kuchen, Griechisch, Schwäbisch, Cafés, Cafe
"Und weil es kürzlich so schön in Herrenberg war, kommen wir zurück – obwohl der Wetterbericht warnt: „An diesem stürmischen Sonntag bleiben Sie am besten zu Hause.“ Das ist auch der Nachteil der malerischen Fußgängerzone dieser Altstadt, die seit 1983 als Denkmal geschützt ist: Man kann nicht weitergehen und muss sich bei Wind und Wetter seinen Weg durch die engen Gassen erkämpfen. Die Tübinger Straße glänzt als Vorzeigeensemble mit typischen, restaurierten Häusern und inhabergeführten Geschäften sowie Einheimischen im Erdgeschoss. Das Gebäude Nr. 14 überzeugt mit einem dekorativen Sandsteingemälde, roten Rollläden und freundlichen Spritzern von Fenstern. Bis vor einigen Jahren hatte hier das „Café Aurélie“ beheimatet. Doch offensichtlich war Durchhaltevermögen nicht Aurélies zweiter Vorname. Vielmehr neigt die aktuelle Betreiberfamilie Samara konsequent zu einem künstlerischen Ambiente. Seit Ende 2014 haben sie das einzigartige Interface zwischen Kunstgalerie, „Pflaumen-Oma-Café“ und gutbürgerlichem Speisesaal unter dem neuen Namen „Café Atelier“ übernommen. Vielleicht sogar bereichert mit eigenen Kreationen? An den bunten Murano-Glasvasen hängen Preisschilder, Portionspackungen mit Milch und Zucker werden in kleinen weißen Würstchenschalen angeboten. Doch der größte künstlerische Schatz versteckt sich im Kuchentresen, weiter hinten. An einem Sonntagnachmittag um 14 Uhr ist der Ort sehr gut besucht: Hinter uns präsentieren zwei ältere Damen ausführlich ihre Verwandtschaftsgeschichten, im Bauchbereich ist ein Familienkreis mit feierlichen Grundschulkindern an mehreren Tischen besetzt, dazwischen ein etwas erschöpfter einsamer Cowboy, zwei beste Freunde und nur wir. Leider sind wir bereits zu spät für den Mittagstisch, der zwischen 12 und 14 Uhr angeboten wird. Schade! Die Speisekarte bietet ein interessantes Crossover aus mediterraner und regionaler Küche: Griechischer Erbsensalat und gebratene Muscheln, Gyros-Linien und Erbsenomelette, Croissants und Calamari, Kässpätzle und Moussaka. Am späten Nachmittag gibt es nur das Kuchbuffet. Ein Blick reicht: Weit entfernt von der angenehmen Convenience-Bäckerei sind hier noch echte handwerkliche Kunstwerke zu sehen. Die Chefin Despoina Samara zaubert jeden Tag eine Vielzahl köstlicher Kuchen und Torten, die wunderbar anzusehen und sehr reichhaltig sind, z. B. einen Likörkuchen, einen hochgestapelten Apfelkuchen mit Walnüssen, einen Feuerwehrkuchen (Küchen? mit Sauerkirschen) und einen saftigen, sehr dunklen Schokoladenkuchen. Selbst diejenigen, die nicht küssen können, können sich an ihrem Anblick erfreuen. Wir wählen 1x Apfelstrudel mit Vanillesauce und 2x Pita mit Schafskäse und Spinat. Der Filoteig des Strudels schien dutzende Male ausgerollt und bereit für die Haare, die Apfel- und Rosinenfüllung sollte mit Alkohol getränkt sein. Kurz gesagt, die Füllung entfaltet ihr feines Aroma. Ein Viertel griechischen Rotwein passt sehr gut zu den ebenfalls warmen Pita-Schnitten (wir vermissen laute Schwärme, die nach den kräftigen, vollmundigen Rebsorten fragen). Schwärme: Die anfangs zurückhaltende Wirtsfrau öffnet allmählich ihr Herz und erzählt von ihren Anliegen und den Bemühungen, Backwaren und Kochkunst an den lokalen Geschmack anzupassen. Pita gibt es beispielsweise immer und wird gerne gegessen, manchmal mit Stoff, manchmal mit Hackfleisch, am besten jedoch mit Spinat und Feta. Bei den Kuchen und Torten versucht Samara, erstklassige Zutaten, Handwerk, Dekor und Geschmack unter einen Hut zu bringen. Das Restaurant wurde nicht umsonst in „Café Atelier“ umbenannt. Schließlich sind viele der Kuchenkreationen wahre Kunstwerke. Es ist einfach unverständlich, dass einige Gäste sich über den Preis hinwegsetzen – 3 Euro pro Stück. Kunst ist schön, aber sie macht viel Arbeit. Das „Café Atelier“ hat sieben Tage die Woche ab 9 Uhr geöffnet, einen Ruhetag gibt es nicht. Die Zutaten werden montags vor der Öffnung um 12 Uhr eingekauft. Selbstausbeutung würden einige sagen, aber die Studio-Betreiber schreiben bescheiden auf Facebook: „Unsere Gäste sind unsere Reise. Bis jetzt sind wir seit 4 Jahren in Herrenberg und unsere Stammkunden werden jedes Jahr ein paar mehr.“ In diesem Jahr müssen wir sicherlich zu den neuen Zuwächsen gehören."