Giuseppe Gentile
➤ Gutenbergstraße 9, 71101 Schönaich, Baden-Württemberg, Schoenaich, Germany
Italienisch, Europäisch, Pizza, Cafés, Pasta
"Seit Jahr und Tag pilgern italophile Feinschmecker aus ganz Stuttgart in das beschauliche Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren eröffnete Giuseppe Gentile aus Sizilien (ja, er ist wirklich ein Hitzkopf!) einen Feinkostladen mit allerlei Delikatessen, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo... Auch wir haben hier in der Regel einmal im Quartal eingekauft und uns jedes Mal auf das Angebot gefreut. Doch es war längst klar, dass eine räumliche und inhaltliche Erweiterung ansteht. Nun haben sowohl der riesige Gentile Gusto Supermarkt als auch ein angeschlossenes Ristorante wiedereröffnet – wobei das Wort „angeschlossen“ völlig unangemessen erscheint, denn das Lokal strahlt prachtvoll und fast ein wenig protzig. Gentile bleibt dem nicht besonders hübschen Industriegebiet von Schönaich treu, zieht sich aber an die äußerste Ecke in Richtung Steinenbronn zurück. Das große Zweckgebäude sieht von außen nicht sehr einladend aus, ist aber mit allen Raffinessen von innen ausgestattet. Wunderbar ist, dass das Restaurant auch montags geöffnet hat, sodass wir nach einem ersten Bummel durch den wirklich riesigen Supermarkt hier zum Mittagessen verweilen. Die reguläre Speisekarte gilt leider nur am Abend, beeindruckt jedoch mit außergewöhnlichen Kreationen: wie dem Haus-Salat Gentile mit Fenchel, Schwarzkohl, Blutorangen, Mandeln und Pecorino oder Ravioli mit Entenstopfleber, Buffaloricotta, Honorangen und Thymian. Wer ein ganzes Menü feiern möchte, sollte die große Geldbörse einpacken und vielleicht den angebotenen Fahrservice in Anspruch nehmen. Mittags gibt es das kleine wöchentliche Menü. Hier werden ein halbes Dutzend Gerichte angeboten (darunter Caprese, Risotto mit Kürbis und Gorgonzola, Saltimbocca, Kalbskutteln). Wir wählen die Spaghetti Carbonara (15,00 Euro) und die Pizza Special (14,00 Euro). Was zunächst viel profaner klingt, entpuppt sich jedoch als Gaumenschmeichler-Spezialität. Die Spaghetti werden mit Pecorino, Eiern und Teigwaren zubereitet und heben sich erfreulicherweise deutlich von den Variationen mit Sahne ab, die man sonst in deutschen Lokalen findet. Die Portion ist allerdings nicht groß – es handelt sich um einen klassischen Primo Piatto. Dass ein Gast am Nachbartisch laut über die „geniale“ Menge meckert, beschert uns ein wenig Fremdscham. Allerdings sind die Nudeln doch etwas arg al dente – zwei Minuten mehr hätten ihnen gut getan. Dafür ist die Pizza wirklich kraftvoll und schmackhaft: mit fluffy Boden, frischem Rucola, reichlich Mozzarella Fior di Latte, süßen Kirschtomaten, Olivencreme und Grana Padano. Eine herzhafte, aber etwas zu salzige Mischung. Zu der 0,75-Liter-Flasche San Pellegrino (6,00 Euro) hätten wir fast eine zweite benötigt. Als Überraschung serviert man den weißen Lacryma Christi del Vesuvio (6,50 Euro für 0,2 Liter aus Kampanien). Die „Tränen Christi“ zeichnen sich durch mineralische, sehr trockene Untertöne aus – man glaubt fast, das Vulkangestein des Vesuvs zu schmecken. Man muss ihn wirklich sehr kalt genießen. Und ganz wichtig: Zu jedem Tagesgericht wird ein frischer, knackiger Salat serviert – die Blattsalate überzeugen mit bitteren Noten und einer sparsam verwendeten Vinaigrette aus feinem Olivenöl und Balsamicoessig. Brot und Olivenöl stehen natürlich auf jedem Tisch. Der Service ist absolut erstklassig: aufmerksam, souverän, höflich, zuverlässig. Auf Wunsch wird auch Italienisch von Muttersprachlern gesprochen. Das Interieur setzt braune und goldene Töne in verschiedenen Materialien, in Stein, Textilien, Leder, Lamellen, Tapeten und Lampen in Szene. Für unseren Geschmack etwas zu prunkvoll. Sehr angenehm sind jedoch die Tischläufer, Brotbeutel und Besteckkästen (Kunstleder). Der Flur zu den Toiletten ist mit geschätzten 6 verschiedenen Türen verwirrend. Hier kann es passieren, dass man beim Personal anklopft oder eine ältere Dame beim kniffligen Griff an der Damentoilette scheitert. Obwohl wir vor 12 Uhr ankommen, ist der Platz bereits gut besetzt. Großzügig wird uns jedoch ein geräumiger Tisch für vier mit seitlichen Eckbänken angeboten. Eine halbe Stunde später sind fast alle Tische besetzt. Eine Reservierung scheint also ratsam."